Bild: Das ursprüngliche Wappen der "von Habsburg" ist weitgehend identisch mit demjenigen der "von Klingen" sowie dem Löwen im Wappen der Grafen "de Marstettin" (dem heutigen Märstetter Wappen). Die Habsburgischen Wappenfarben Gelb-Rot-Schwarz finden sich als Wandbemalung auf dem Putz der "Altenburg".
Sie mutet mehr als nur abenteuerlich an, aber trotz vieler anderslautender Vermutungen ist die Hypothese, dass es sich bei der Ruine "Altenburg", welche kaum zugänglich hoch über dem Kemmenbach und versteckt im Wald des Weilers Altenburg nordöstlich von Märstetten liegt, allenfalls um die mehrfach erwähnte, ursprüngliche Stammburg "Altenburg" (oder "Altinburch") des "Lanzelinus I." (Lanzelin) oder "Kanzelinus I." (Kanzelin), "Graf vom Thurgau auf der Altenburg" und Stammvater des späteren Geschlechts der "Habsburger" gehandelt haben könnte, nicht völlig von der Hand zu weisen.
Dieser Lanzelin I. war - und hier wird's spannend - mit "Luitgard von Nellenburg" (auch genannt "Luitgard vom Thurgau") verheiratet, welche wiederum die Tochter des Grafen "Eberhard von Nellenburg, Graf im Thurgau" war. Wichtig bei dieser Betrachtung ist auch die ursprüngliche Ausdehnung des historischen "Thurgau", welcher im Frühmittelalter bis zum Gotthardpass reichte:
Quelle: Allg. historischer Handatlas von 1886 (grün eingefärbt: Fläche des historischen "Turgowe")
Die "Nellenburg" als Stammsitz dieses Geschlechts liegt nördlich von Konstanz oberhalb der Gemeinde Stockach.
"Lanzelin I." hatte zusammen mit "Luitgard vom Thurgau" vier Kinder, darunter "Radbot I." (985-1045 n. Chr.), Graf im Klettgau; einen nicht näher dokumentierten "Rudolf I.", sowie "Landolt II.", Vogt des Klosters Reichenau (siehe auch nächsten Abschnitt!) und "Werinher I.", den späteren Bischof "Werner I." von Strassburg.
Der Vorgänger von "Werner I." als Bischof von Strassburg, Bischof "Alawich II.", stammte wohl aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht der Grafen von Sulz. In jungen Jahren war er einfacher Mönch auf der Reichenau und wurde am 13. Oktober 973 Abt von Pfäffers. Im April 997 wurde Alawich II. Abt von der Reichenau. Im Jahre 999 wurde er Bischof von Strassburg und auf ihn folgte als Abt der Reichenau ein nicht näher umschriebener "Werinher", der sinnvollerweise durchaus mit "Werner I." identisch sein könnte.
Die örtlichen und familiären Beziehungen legen also zumindest die Vermutung nahe, dass es sich bei der erwähnten "Altenburg" der Grafen im Thurgau tatsächlich nicht wie bisher angenommen zwingend um die "Altenburg" bei Brugg im Aargau, sondern um diejenige am Kemmenbach handeln könnte. Dies speziell auch unter Berücksichtigung der engen Kontakte der Grafen "de Marstettin" zu den Nellenburgern sowie der Herren "von Klingen" zu den Habsburgern. Bei Ausgrabungen in den Jahren 1901-1910 wurden in der Altenburg bei Märstetten "reichlich Reste" von fortlaufendener Rot-Gelb-Schwarz-Bemalung gefunden - was den alten Wappenfarben der Habsburger (siehe oben) entsprechen würde.
Radbot I., Sohn Lanzelins, soll die "Habichtsburg" (Habsburg) um 1020 erbaut haben. Die Habichtsburg war kein weitläufiges Schloss mit Palas, Kemenaten und Ringmauern, sondern ein schlichter Turm, allein dem Zwecke der Verteidigung dienend.
Die Sage berichtet, Radbot habe sein Schloss absichtlich ohne Wachtürme und Ringmauern gelassen. Wegen dieses Leichtsinns sei er von seinem ältesten Bruder, Bischof Werner von Strassburg, scharf getadelt worden, worauf er mit dem Kirchenfürsten eine Wette einging:
Binnen einer Nacht, versprach Radbot, werde er das Versäumte nachholen und seine Burg mit einer festen Schutzwehr versehen. Als der Bischof am nächsten Morgen ans Fenster seines Gemachs trat, da traute er seinen Augen nicht! Rings um die Burg waren Radbots Dienstmannen aufgestellt, eine lebende Schutzwehr, und Türmen gleich ragten schwer gepanzerte Reiter aus den dicht geschlossenen Reihen.
Diese mangelnde Sicherheit des Bauwerks zeigt Parallelen zur "Altenburg" bei Märstetten, auf welcher "Radbot I." allenfalls aufgewachsen sein könnte.
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